Vereinsamung im Alter in Südtirol

In der heutigen Gesellschaft, geprägt durch Veränderungen und den fortschreitenden demografischen Wandel, wird das Thema der Vereinsamung im Alter immer bedeutender.
Im Auftrag von und Zusammenarbeit mit dem Amt für Senioren und Sozialsprengel haben KVW Bildung VFG und KVW Senioren 2023 ein Projekt dazu gestartet.

Das Projekt „Vereinsamung im Alter in Südtirol“ verfolgt das Ziel, die Ursachen der Vereinsamung im zu analysieren, bestehende Angebote für Senioren zu sammeln und neue Wege der Gemeinschaftsbildung und Teilhabe zu eröffnen. Hierzu gehören Weiterbildungsveranstaltungen, die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit und die Förderung des direkten Austauschs zwischen den Generationen.

An dieser Stelle steht der Aufruf an alle: Nehmen Sie sich Zeit für (einsame) Senioren, ob in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, im Dorf oder Stadtviertel. Ein kurzes oder längeres Gespräch, ein Kartenspiel, eine Mitfahrgelegenheit, ... schenkt dem Gegenüber oft viel mehr, als vermutet. Besonders nach dem Ausstieg aus dem Arbeitsleben bleibt Zeit für all das, was im Berufsalltag manchmal zu kurz gekommen ist: Kontakte pflegen, Vereinstätigkeit, ehrenamtliches Engagement, Reisen, Lernen ...
Ursachen für Einsamkeit im Alter

Ursachen für Einsamkeit im Alter

Veränderung der Familienkonstellation: Tod von Angehörigen, Trennung, Aus- bzw. Umzug der Kinder

Körperliche Gesundheit: alters- oder krankheitsbedingte Einschränkung der Sinneswahrnehmungen, Inkontinenz, eingeschränkte Mobilität, sowie die damit verbundene Scham, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen
 
Psychische Gesundheit: verschiedene Krankheitsbilder (z.B. Depression, Angst- bzw. Zwangsstörung, …)
 
Zusätzlich wirkt sich Einsamkeit negativ auf die psychische aber auch physische Gesundheit aus.
 
Fehlende Lebensaufgabe nach Austritt aus dem Berufsleben: insbesondere bei Männern, die sich stark bzw. ausschließlich über berufliches Engagement identifizieren
 
Digitalisierung und Weiterentwicklung: die digitale Welt ist nicht intuitiv begreifbar, teilweise zu schnell im Vergleich zu den sich verlangsamenden geistigen und kognitiven Fähigkeiten im Alter.
 
Globalisierung und Demographischer Wandel: In Abwanderungsgebieten bzw. kleineren Orten fehlen die Angebote und Treffpunkte (z.B. Geschäfte, Gottesdienste, Gasthöfe); in den Tourismusgebieten sind Öffnungszeiten in Nebensaisonen stark reduziert, Bergbauernhöfe sind abgelegen, Personen ohne Fahrzeug/Mitfahrgelegenheit, Orte ohne öffentliches Mobilitätsangebot
 
Finanzieller Aspekt: Altersarmut (niedrige Renten, Inflation, altersbedingte zusätzliche Kosten für Gesundheit oder Betreuung) schränkt finanzielle Mittel für kostenpflichtige Freizeitangebote ein.

Tipps gegen die Einsamkeit

Tipps gegen die Einsamkeit

Aufgabe: Wer eine Aufgabe hat, fühlt sich gebraucht und erfährt dadurch auch Wertschätzung. Viele Vereine sind auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen und freuen sich über Unterstützung, nicht nur im sozialen Bereich (Näharbeiten, Fahrdienste, Gesprächspartner für andere, Schülerlotsen, Mithilfe in der Vereinsküche, …).
 
Gesellschaft: Aktive Teilhabe, konkret auf andere zugehen, an Veranstaltungen teilnehmen, die vor Ort von Seniorenclubs organisiert werden. Die Clubs bieten einen Austausch in Form von Veranstaltungen, Thementage, Seniorenmesse, krichliche Feiern, Kartenrunden, Bildungsangeboten usw. Sie veranstalten zudem Ausflüge für die Senioren zu deren Bedingungen (z.B. kostengünstig, Uhrzeiten).
 
Haustiere: Für einige Senioren können Haustiere eine gute Gegenmaßnahme für Einsamkeit sein. Die Senioren erhalten eine Aufgabe, treten durch das Haustier in Kontakt mit anderen (z.B. bei Spaziergängen) und können vom körperlichen Kontakt durch Streicheleinheiten profitieren. Für Personen, welche sich keine Haustiere aufgrund von körperlichen Einschränkungen oder der Wohnsituation zulegen können, wäre eine Patenschaft für ein Tier im Tierheim eine Option.
 
Digitaler Kontakt: Neue Medien für die Kontaktaufnahme nutzen, Telefonieren, schreiben oder Sprachnachrichten schicken, Videotelefonie, Fotos austauschen. Vor allem für Personen mit eingeschränkter Mobilität eine große Chance. Bei Unsicherheiten helfen die Senior Online Coaches gern weiter.

Wo finden Sie Hilfe?

Wo finden Sie Hilfe?

Vorauszuschicken ist: Nur weil jemand allein ist, muss diese Person sich nicht einsam fühlen. Wenn sich Menschen mit hohem Lebensalter zurückziehen, ist dies ein natürlicher Prozess. 

Wenn Sie sich allein fühlen und in dieser Situation nicht glücklich sind, dann möchten wir Sie ermutigen, dies anzusprechen und an dieser Situation etwas zu ändern.
​Es gibt zahlreiche Angebote für Senioren und wo man evtl. Hürden vermutet, können diese meist mit etwas Geduld aus dem Weg geräumt werden. Haben Sie ein wachsames Auge und Ohr und bitten Sie bei Bedarf um Hilfe.

Wenn man als Bezugsperson den Eindruck hat, dass SeniorInnen einsam sind, hilft ein Gespräch, um herauszufinden, wie es der Person mit der vermeintlichen Einsamkeit geht. Im gemeinsamen Gespräch kann man ausloten, worin genau der Bedarf besteht. Bieten Sie konkret Hilfe an oder verweisen Sie auf Angebote in der Nähe.

Seniorenklub(s) vor Ort
Pfarrgemeinde vor Ort
Seniorenbeirat der jeweiligen Gemeinde

Caritas Telefonseelsorge
Sozialsprengel
Landesamt für Senioren und Sozialsprengel

 

Rückblick auf die Tagung am 1. Oktober 2024

Rückblick auf die Tagung am 1. Oktober 2024

Am Internationalen Tag der Senioren, dem 1. Oktober 2024 fand in Bozen von 9-12 Uhr eine Tagung zum Thema "Vereinsamung" in Südtirol statt.

  • Im ersten Teil wurde zunächst kurz die Analyse des Vorjahres präsentiert. Anschließend erklärte Dr. Christian Wenter (pensionierter Primar der Geriatrie in Meran), welche negativen Folgen die Einsamkeit auf die Gesundheit hat und Daniela Gassen (Malteser Hilfsdienst e.V. in München) gab Einblicke in ihre Arbeit mit einsamen Senioren und zeigte wie es gelingt, in Städten soziale Teilhabe (wieder) zu ermöglichen.
  • Im zweiten Teil wurden in einer Präsentations- und Diskussionsrunde erfolgreiche Modelle aus Südtirol gezeigt. Es diskutierten Mitarbeiterinnen von Seniorenwohnheimen, VertreterInnen von Seniorenclubs, Gemeindevertreterinnen und Referenten für Seniorenweiterbildung gemeinsam, wie sie der Einsamkeit begegnen und Präventionsarbeit leisten.
Die Tagung erfreute sich regen Interesses. Gerne schicken wir auf Wunsch die Präsentationen zu. Bitte schicken Sie sich bei Interesse eine Mail an planung@kvwbildung.org 

                                                                           Bildergalerie zur Tagung

Workshops zum Netzwerken

Gruppenfoto vom Workshop in Sterzing
Gemeinsam gegen die Einsamkeit - Workshops in den Bezirken

Im Oktober und November 2024 fanden insgesamt 5 Workhops statt, in Meran, Bozen, Brixen, Sterzing und Bruneck wurde konstruktiv diskutiert, wie man der Einsamkeit im Alter begegnen kann. Es wurden Kontakte ausgetauscht und Maßnahmen besprochen.
Einmal mehr zeigte sich, wie viel für alle Menschen in der zweiten Lebenshälfte angeboten wird, aber auch, dass das Angebot mancherorts zu wenig bekannt ist. Umso wichtiger ist es, Senioren, aber auch Angehörige über die Angebote zu informieren.

Im Bild engagierte Ehrenamtliche, Mitarbeiterinnen aus verschiedenen Einrichtungen für Senioren und politische VertreterInnen aus dem Wipptal
Hintergrundinformation

Im Jahr 2023 wurde in zahlreichen Berfragungen unter Netzwerkpartnern des KVW die IST-Situation in Südtirol erhoben. Interessensvertreter von Senioren aus Stadt, Land, Berg, Tal, öffentlichen und privaten Einrichtungen, Kirche, Vereinen, Seniorenklubs berichteten von ihren Erfahrungen. Es handelt sich dabei um eine nicht-wissenschaftliche Arbeit.

Folgende Dokumente stehen als Download zur Verfügung:
- Bericht zur Analyse
- Übersicht der Tätigkeiten der Seniorenklubs im KVW

In den Interviews zeigte sich einmal mehr, wie vielfältig das Angebot in Südtirol für Senioren ist. Manche Interessensvertreter gaben aber auch an, dass es schwierig ist, jene zu erreichen, die einsam sind. Wenn niemand weiß, dass sich eine Person einsam fühlt, dann kann auch nicht geholfen werden. 

In Zusammenarbeit mit der Aut. Provinz Bozen, Amt für Senioren und Sozialsprengel
Kontakte

Projektverantwortliche:

KVW Bildung
Elisabeth Mair
T 0474 413 705 - planung@kvwbildung.org

KVW Senioren
Richard Kienzl
T 0471  309175 - senioren@kvwbildung.org

Telefonzeiten:
Mo.- Fr. 8.30 - 12.00 Uhr
Mo.- Do. 14.00 - 17.00 Uhr